Magus - Die Bruderschaft by Strobel Arno

Magus - Die Bruderschaft by Strobel Arno

Autor:Strobel, Arno [Strobel, Arno]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-03-17T23:00:00+00:00


8. August 1969 - Kimberley

Dr. Fissler saß im gleichen Sessel wie an jenem Abend, als er sich mit Friedrich über dessen Eingreiftruppe gestritten hatte.

Es war auch der gleiche Sessel, in dem kurz danach Evelyn sich in Todesangst gegen Joss verteidigen musste. Im Polster der Rückenlehne war noch immer deutlich die Einkerbung des Schürhakens zu sehen, durch den der Hund gestorben war.

Evelyn saß dem Arzt gegenüber vor dem kalten Kamin. Nun, da keine Flammen darin loderten, wirkte die Feuerstelle bedrohlich, wie ein großes, düsteres Maul. Der Regen, der in monotonem Stakkato gegen die Fensterscheibe prasselte, unterstrich die ungemütliche Atmosphäre.

Sie hatte dem alten Arzt von dem Abend erzählt, von dem unglaublichen Befehl, den Friedrich dem Hund gegeben hatte.

»Du musst ihn verlassen, Evelyn«, sagte Fissler zum wiederholten Mal.

Sie schlug die Augen nieder und schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht, Werner, und das weißt du. Wo sollte ich hin? Und was wäre mit den Jungs? Er würde niemals zulassen, dass ich sie mitnehme.«

»Du darfst ihm keine Möglichkeit geben, es zu verhindern. Pack dir deine Kinder und verschwinde von hier. Er kommt frühestens heute Abend aus Deutschland zurück. Bis dahin könnt ihr schon weit weg sein. Ich helfe dir! Ich habe noch gute Kontakte.«

Sie hob den Kopf, und obwohl Tränen in ihren Augen schimmerten, sah sie ihn mit festem Blick an. Nur ihre Stimme klang eine Nuance dunkler als sonst.

»Er würde mich finden, egal, wohin ich gehe. Du weißt selbst, wie weitverzweigt die Bruderschaft mittlerweile ist. Und wenn er merken würde, dass du mir geholfen hast, würde er sich an dir dafür rächen. Nein! Ich werde nicht vor ihm weglaufen.«

Der Arzt atmete schnaubend aus und schüttelte den Kopf.

»Wenn die Sitzung in Aachen so verlaufen ist, wie ich denke, wird er sowieso den Wunsch haben, mich zu töten. Ich habe mein Leben gelebt und nicht mehr viel zu verlieren. Aber bei dir und den Kindern ist das etwas anderes. Du weißt, dass sowohl seine Mutter als auch sein Vater wahnsinnig geworden sind. Ich erkenne bei Friedrich immer öfter Anzeichen dafür, dass auch er langsam die Kontrolle über sich verliert, und ich möchte nicht, dass ihr noch hier seid, wenn es irgendwann wirklich so weit ist.« »Ich bleibe«, beharrte sie. »Ich glaube nicht, dass …« »Dass dein Mann den Verstand verliert? Das solltest du auch nicht glauben, denn dieser Verstand arbeitet so präzise wie eh und je.«

Evelyn hatte das Gefühl, etwas presse ihr die Luft aus den Lungen. Gleichzeitig mit Fissler warf sie den Kopf herum und starrte Friedrich an, der grinsend im Eingang stand. Er schien den Anblick ihrer überraschten Gesichter einen Moment auszukosten, bevor er sich in Bewegung setzte und auf sie zuging.

»Sieh an! Der alte Arzt und die hübsche Lehrerin. Hocken zusammen und schmieden Pläne gegen den wahnsinnigen Ehemann.« Er ging an beiden vorbei und ließ sich auf einen freien Sessel fallen.

»Du hast Recht, Evelyn. Ich würde dich überall finden. Aber ihr enttäuscht mich. War das, was ich gehört habe, wirklich alles, was euch eingefallen ist? Weglaufen?« Es klang nicht wütend, eher belustigt.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.